🎹 Claudio Vignali – Architektur aus Klang

Der Pianist aus Bologna ist kein Virtuose der Oberfläche, sondern ein Gestalter innerer Räume. Mit klarem Ton und philosophischem Tiefgang formt er die Musik von Jazz Jumelage – zwischen westfälischem Liedgut und europäischer Klangsprache.

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5/27/20251 min read

Claudio Vignali – Klang als innerer Entwurf

Claudio Vignali spielt kein Klavier. Er entwirft es im Moment. Was bei anderen eine Tastatur ist, ist bei ihm ein Raum – vielschichtig, transparent, atmend. Seine Musik will nicht beeindrucken. Sie will führen. Nach innen.

Bologna – Stadt der Gelehrten, Stadt der Stimmen

Geboren 1987 in Bologna, geprägt von der reichhaltigen Musikszene Norditaliens, begann Vignali seine Karriere früh zwischen den Polen der klassischen Ausbildung und des zeitgenössischen Jazz. Er studierte Jazzpiano am Konservatorium G. B. Martini und Philosophie an der Universität Bologna – zwei Disziplinen, die sich in seinem Spiel kaum verbergen.

Er ist kein Performer im klassischen Sinn. Seine Bühnenpräsenz ist zurückhaltend, beinahe kontemplativ. Doch wer hinhört, entdeckt: Hier spielt einer, der den harmonischen Untergrund nicht nur kennt, sondern ständig neu denkt.

Musik als Denkraum

Claudio Vignali ist ein musikalischer Architekt. Kein Baumeister der Effekte, sondern ein Komponist des Übergangs. Seine Improvisationen bauen sich nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf Idee. Oft entsteht der Eindruck, er höre dem Flügel erst zu, bevor er entscheidet, wie es weitergeht.

Dabei meidet er das rein Romantische. Er bevorzugt klare Linien, häufig modale Grundstrukturen, und baut daraus fein verästelte Räume – beeinflusst von italienischem Impressionismus ebenso wie von modernem US-Jazz. Kein Ton zu viel, keine Geste zu wenig.

Jazz Jumelage – Bologna trifft Westfalen

Im Projekt Jazz Jumelage – Westfälische Resonanzen bringt Claudio Vignali nicht nur seine italienische Herkunft mit, sondern auch eine europäische Musikalität, die auf Verständigung angelegt ist. In Münster, Partnerstadt Bolognas, wird sein Spiel eine Brücke schlagen – nicht als kulturelles Symbol, sondern als klingender Beweis dafür, dass musikalische Verständigung mehr ist als Programm.

Mit Romy Camerun, Ugonna Okegwo, Alberto Arteta und Sebastian Netta entwickelt Vignali Neuinterpretationen westfälischer Volkslieder. Nicht als Rückgriff, sondern als Perspektivwechsel. Was in Liedform begann, erfährt in seinem Spiel neue Schichtung – wie ein Fresko, das unter dem Putz freigelegt wird.