🎶 Ugonna Okegwo – Zwischen Havixbeck und Harlem

Blog post descriptionEin Bassist kehrt zurück: Für Jazz Jumelage bringt Ugonna Okegwo seine weltläufige Klangkunst nach Westfalen. Zwischen Volkslied und Jazz, zwischen Erinnerung und Improvisation entsteht ein musikalischer Brückenschlag..

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5/27/20252 min read

Ugonna Okegwo – Präzision und Gravität

Wer Ugonna Okegwo spielen hört, begreift sofort: Hier spricht jemand nicht nur durch Musik, sondern mit ihr. Sein Ton ist kontrolliert, von äußerster Präzision, dabei nie kühl – eine rare Verbindung von technischer Souveränität und innerer Gravität.

Aus Westfalen nach New York – und zurück

Geboren 1962 in London, wuchs Ugonna Okegwo im westfälischen Havixbeck auf – mit einem nigerianischen Vater und einer deutschen Mutter. Schon früh kam er mit klassischer Musik und europäischem Kunstlied in Berührung. Doch es war der Jazz, der ihn elektrisierte – die Freiheit der Improvisation, der Dialog, das Unsichere. Ab 1986 lebte er in Berlin, studierte Kontrabass, bald schon mit Fokus auf Jazz. Dann der entscheidende Schritt: 1989 der Umzug nach New York – Zentrum und Prüfstein zugleich.

Okegwo wurde Teil jener Szene, die den akustischen Jazz in den 1990er-Jahren erneuerte. Er spielte unter anderem mit Tom Harrell, Jacky Terrasson, Benny Golson, Steve Wilson, Victor Lewis, Mulgrew Miller, Joe Lovano, Kenny Barron – Namen, die in der Jazzwelt mehr als nur Referenz sind.

Ein Ton, der nicht verfĂĽhren will

Okegwos Bassspiel ist von einer Stringenz, die auffällt, gerade weil sie sich nicht aufdrängt. Keine Geste zu viel. Sein Spiel ist dienend, ohne unterwürfig zu sein. Was ihn auszeichnet, ist der Sinn für Struktur – er denkt kompositorisch, auch im Moment des freien Spiels. Seine Linien tragen, ohne zu dominieren.

Dabei bewegt sich Okegwo in einer Tradition, die den Bass nicht nur als Fundament, sondern als Stimmer der inneren Balance versteht – wie Ron Carter, Charlie Haden oder Larry Grenadier.

Jazz Jumelage – eine Rückkehr mit Resonanz

Für das Projekt Jazz Jumelage – Westfälische Resonanzen kehrt Ugonna Okegwo zurück nach Westfalen. Nicht als Heimkehrer im sentimentalen Sinne, sondern als Musiker, der bereit ist, das musikalische Material seiner Herkunft – westfälische Volkslieder – ernst zu nehmen. Keine Folklore, sondern Transformation. Keine Behübschung, sondern Konfrontation mit Herkunft.

Dass er mit Alberto Arteta (Pamplona), Claudio Vignali (Bologna), Romy Camerun und Sebastian Netta in einen Dialog tritt, ist Ausdruck eines Konzepts, das Europa nicht als politische Idee, sondern als kulturelle Praxis begreift: im Zusammenspiel, in der Reibung, im Zuhören.

Ein Musiker des Gleichgewichts

Ugonna Okegwo ist keiner, der die Öffentlichkeit sucht. Doch wer ihn hört, spürt: Hier spricht ein Musiker, der seine Rolle kennt. Der Klang schafft, aber nicht auf Kosten anderer. Der sich einfügt, ohne zu verschwinden.

Ein Musiker des Gleichgewichts. Und genau deshalb: unverzichtbar.