Einladung zu den Klängen der Wurzeln
Treffen in Paris: Marc Berthoumieux und die Wiederentdeckung des Volkslieds im Jazz
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Paris empfing mich mit jener unverwechselbaren Mischung aus Grandezza und kreativer Spannung, die die Stadt in ein lebendiges Atelier verwandelt. Im Oktober hatte ich das Glück, Marc Berthoumieux zu treffen und seine Kunst im „Studio de l’Ermitage“ zu erleben. Dieser Ort – verborgen in einer Seitenstraße, fast wie ein gut gehütetes Geheimnis – ließ Marcs Musik in einer Intensität erstrahlen, die über den Moment hinausging. Seine Art, das Akkordeon zu spielen, ist wie eine zärtliche Einladung, die musikalischen Ursprünge zu ergründen, ohne sie festzuhalten. Rhythmisch souverän und harmonisch voller Brillanz, ließ er Melodien aufblühen, die eine Brücke schlagen zwischen Jazz und Romantik, zwischen Pat Metheny und einer jahrhundertealten Tradition
Am nächsten Tag saßen wir im Café Refuge, und es war, als würde ein Zauber über dem Gespräch liegen. Marc ist in seiner Art nachdenklich und voller Offenheit, ein Musiker, der die leisen Töne liebt und das Menschliche in jeder Begegnung sucht. Wir sprachen über die rasanten Entwicklungen unserer Zeit, über das Wesen der Musik und über die Philosophie, die sie umgibt. Die Volkslieder, die in Westfalen eine lange Tradition haben, schienen plötzlich neu zu atmen, als wir über „Folks Music“ und die „Westfälischen Resonanzen“ sprachen – ein Projekt, das genau diese Lieder durch die improvisatorische Freiheit des Jazz wieder lebendig machen soll
Marc hörte mir aufmerksam zu, mit einer tiefen Freude darüber, dass ich seine Musik über die Jahre so intensiv erforscht habe. Seine Aufnahmen begleiten mich täglich, und in jedem Ton spüre ich die Hingabe eines Künstlers, der seiner Kunst eine Seele gibt. Dass er nun bereit ist, an „Folks Music“ mitzuwirken, erfüllt mich mit einer tiefen Dankbarkeit. Für ihn, wie für mich, ist es eine Einladung, die musikalischen Wurzeln zu erforschen, sie aber auch in einen neuen Kontext zu setzen
Die Kraft der Volkslieder liegt in ihrer Einfachheit, und doch tragen sie eine tiefe emotionale Wucht. Marc und ich teilen die Vorstellung, dass diese Lieder im Jazz eine weitere Dimension finden können – als Klangbrücke zwischen Tradition und Gegenwart. Für uns beide ist es mehr als ein musikalisches Experiment; es ist die Rückkehr zu einer Ursprünglichkeit, die sich in der Begegnung erneuert. Und es ist der Versuch, eine Verbindung zu schaffen, die jenseits der digitalen Illusionen liegt
In einem Raum mit Marc zu sein, seine Musik zu hören und über Kunst und Leben zu sprechen, hat mir einmal mehr gezeigt, warum es Reisen braucht, warum es die unmittelbare Begegnung braucht. Die Wärme eines echten Gesprächs, das kein digitales System ersetzen kann, ist das, was uns in der Musik verbindet. Die Reise nach Paris hat uns nähergebracht – und das Versprechen in sich getragen, dass in „Folks Music“ etwas Unverwechselbares entstehen wird: eine Hommage an die Zeitlosigkeit der Volksmusik und an die Freiheit des Jazz.







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