Die Magie der leisen Worte

Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

Joseph von Eichendorff

https://www.deutschelyrik.de/home.html

Es ist eine leise, zarte Kunst, die Fritz Stavenhagen vollendet. Als Schauspieler und Regisseur kennt er die Bühne, die Geste, die Intensität der Worte. Doch in seinem Online-Magazin „Deutsche Lyrik“, in dem er Gedichte der deutschen Literatur aufnimmt und ihnen mit seiner Stimme Ausdruck verleiht, geht er weit darüber hinaus. Hier wird Sprache zur Magie. Stavenhagen spricht Gedichte so, als lauschte er ihnen selbst zum ersten Mal – eine Qualität, die in dieser Form einzigartig ist.

Wer auf Stavenhagens Plattform stößt, tritt in eine andere Welt ein. Es ist kein schnelles Durchblättern, kein beiläufiges Konsumieren. Die Stimme Stavenhagens zieht einen in die Tiefe der Worte, lässt uns die Verse nicht nur hören, sondern spüren. Sie ist warm und getragen, mit einer Aufmerksamkeit und Ruhe, die fast heilig wirkt. Man spürt das Gewicht seiner Interpretation – sie ist frei von jeder Überhöhung, unprätentiös und doch durchdrungen von einem Wissen um die Kraft der Gedichte.

Mit einer bemerkenswerten Auswahl an Gedichten eröffnet Stavenhagen Zugänge, die im oft starren Glanz großer Namen verborgen bleiben. Er sucht die stillen Ecken der Lyriklandschaft, in denen das Unscheinbare die größte Tiefe birgt. „Deutsche Lyrik“ wird so zu einem intimen Salon, einer Begegnung mit der deutschen Sprache selbst, die hier ihren Zauber entfalten darf. Wer Eichendorff hört, wenn Stavenhagen spricht, spürt den Hauch einer Naturverbundenheit, die den Worten Leben einhaucht. Wer Hölderlin lauscht, sieht den Schmerz und die Sehnsucht, die in den Worten liegen, als wären sie eben erst geschrieben worden.

In all dem steckt eine stille Entscheidung, eine Haltung, die nicht dem Bekanntesten den Vortritt lässt, sondern dem, was tief bewegt. Stavenhagen hat die Kunst, das Gedicht zu würdigen, als sei es ein zartes Fundstück, das vorsichtig ans Licht gehoben wird. Seine Stimme, sein „Zauberwort“, wie Eichendorff es nennt, holt das schlummernde Lied aus den Dingen hervor, lässt die Welt singen, und verleiht ihr einen neuen, unerhörten Klang.

Die Website „Deutsche Lyrik“ ist ein Geschenk für alle, die deutsche Dichtung lieben und sie neu erleben möchten. Stavenhagen lädt ein, zu lauschen und das Wunder der Poesie in seiner reinsten Form zu entdecken – geführt von einer Stimme, die berührt, weil sie den Raum lässt, in dem die Worte zu sprechen beginnen.