Schwalenberg - Artist in Residence

Schwalenberg – ein Ort der Stille, der Kunst und der Resonanz

Es gibt Orte, die eine merkwürdige Resonanz in einem auslösen. Orte, an denen Geschichte nicht nur erzählt, sondern eingeatmet wird. Schwalenberg ist so ein Ort. Mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen, den Fachwerkhäusern, die sich eng aneinander schmiegen, als wollten sie einander vor den Jahrhunderten schützen, und einer Stille, die nicht leer ist, sondern voller Möglichkeiten.

Die Einladung nach Schwalenberg kam von Menschen, die diesen Ort in ihrer Seele tragen. Herr Brunsiek und Frau Dr. Granados führten mich durch die Stadt, durch das Künstlerhaus, das nicht nur Räume bietet, sondern ein Versprechen. Ein Versprechen, dass Kunst hier Zeit hat zu reifen, dass sie sich in das Mauerwerk, in die Luft, in die Köpfe derer schleicht, die hier arbeiten.

Wir saßen im Weinhof, bei Frau Zelms und Herrn Wellmann, und sprachen über Visionen. Über das, was Kunst kann, wenn sie sich mit einem Ort verbindet, wenn sie in Resonanz tritt mit der Geschichte, mit den Menschen, mit der Landschaft. Ich erzählte von unserem Projekt „Westfälische Resonanzen“, das Musik als Brücke zwischen Regionen, Kulturen und Zeiten versteht. Schwalenberg erschien mir dabei wie ein natürlicher Knotenpunkt in diesem Netzwerk der Klänge.

In der ersten Septemberwoche 2025 wird dieser Ort zur Bühne unserer Artist-in-Residence-Woche. Eine Woche, in der sich Musiker, Künstler und Publikum begegnen, nicht in der steifen Distanz eines klassischen Konzerts, sondern in der Nähe des gemeinsamen Schaffens. Am 3. September wird sich die Bevölkerung von Schwalenberg mit uns in dieses Experiment wagen. Kein fertiges Produkt, sondern ein Moment des Werdens, ein akustisches Gespräch.

Der 4. September führt uns nach Liesborn, in eine Abtei, in der die Vergangenheit in den Flügelschlägen der Geschichte hörbar ist. Der 5. September bringt uns zurück nach Schwalenberg, wo die Bonsai-Bühne zum Träger unserer Klänge wird. Am 6. September schlägt die Musik eine Brücke nach Höxter, und schließlich, am 7. September, wird der Abschluss in einem der Museen des LWL oder an einem anderen besonderen Ort zelebriert – ein Vormittagskonzert als letzte musikalische Verbeugung vor dieser Woche der Begegnung.

Resonanzen. Sie entstehen nicht allein. Sie brauchen Raum, Zeit, Zuhörer. Sie entstehen in der Begegnung – zwischen Musikern und Publikum, zwischen Klang und Stille, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Schwalenberg bietet diesen Raum. Und vielleicht, wenn wir im September unsere Instrumente stimmen, werden wir sie hören – die sanfte, unaufdringliche, aber beständige Resonanz dieses Ortes.